Für die Ausstellung Return to Sender hat Pedro Reyes mit der Arbeit Disarm Music Box (2020) für das Museum Tinguely eine neue Werkgruppe geschaffen, mit der er das weltweite Problem der Kommerzialisierung von Waffen in den Fokus nimmt. Die neu produzierten Arbeiten funktionieren Waffenteile zu Musikspieldosen um. Sie spielen bekannte, klassische Musikstücke aus den Herkunftsländern der Fabrikanten. Mozarts Komposition erklingt in einer Spieldose mit Waffenteilen von Glock-Pistolen erklingen, Vivaldi mit Beretta-Läufen und für den Schweizer Liedermacher Mani Matter hat Reyes Karabiner gewählt. Es geht ihm darum, ein ‹Upcycling› zu betreiben – ein Instrument des Todes zu einem Musikinstrument zu transformieren, das für Dialog und Austausch steht. Er unternimmt diesen Transformationsprozess mit der Überzeugung, dass der physische Akt immer auch von einem ideellen begleitet ist, und appelliert an die spirituelle Dimension dieser quasi- alchemistischen Operation hin zum Guten.
Die Einladung an Reyes, ein neues Werk für das Museum Tinguely zu konzipieren, knüpft an eine vorangegangene Arbeit an. Für die Werkgruppe Disarm konnte der Künstler 6.700 im mexikanischen Drogenkrieg konfiszierte Waffen verwenden und sie zu Musikinstrumenten transformieren. In einer ersten Version schuf er Instrumente, die von befreundeten Musikern und Musikerinnen live bespielt werden konnte. Das Museum Tinguely präsentiert die mechanisierte Version, Disarm (Mechanized) II, 2014, die zusammen mit den Musikspieldosen den Dialog mit Tinguelys Mengele-Totentanz (1986) aufnehmen. In benachbarten Räumen begegnen sich Tinguelys Totalitarismus-Kritik und Reyes kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftszersetzenden Austauschprozessen von Drogen und Waffen in einem schauderhaften Totentanz.
Die Ausstellung «Pedro Reyes. Return to Sender» ist die fünfte Ausstellung in einer Reihe, die jeweils besondere Aspekte von Tinguelys Mengele-Totentanz (1986) in den Vordergrund stellt. Bei Jérôme Zonder stand 2017 die Totalitarismus-Kritik im Zentrum, die das Werk beider Künstler verbindet, bei Gauri Gill 2018 der Vanitasgedanke des Memento Mori zwischen Geburt und Tod, Lois Weinberger eröffnete 2019 einen Dialog rund um zwei unterschiedliche Bauernhaus-Biografien, der Aberglaube und Katholizismus in Bezug setzte, mit Tadeusz Kantor wiederum waren es der Totentanz und sein Theater des Todes, die einen werkübergreifenden Austausch ermöglichten.
Nickl PR für Museum Tinguely
- Pressearbeit